Peter Hacks

Personenfoto: Peter Hacks

1928 - 2003. Er studierte in München Soziologie, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften und promovierte 1951 zum Dr. phil. Danach schrieb er Hörspiele für Kinder. 1955 zog er nach Ostberlin und wurde Mitglied des Ensembles von Bert Brecht. Von 1960-63 war er Theaterdichter am Deutschen Theater. Danach war er freischaffender Dramatiker, Lyriker und Essayist. Er erhielt den Nationalpreis der DDR und ist Mitglied der Akademie der Künste und des P.E.N.

Von Brecht beeinflusst und von Brecht befreit, wurde Peter Hacks in den sechziger und siebziger Jahren einer der meist gespielten Dramatiker auf deutschsprachigen Bühnen. Vorzugsweise nutzt er Stoffe aus der Geschichte und der antiken Mythologie als poetische Medien, um gegenwärtige Wirklichkeit zu kritisieren. Früh fand er dabei zu einer unnachahmlichen sinnlichen und ironischen Sprache.

Peter Hacks war Autor einer stattlichen Reihe von Kinderbüchern, mit denen er von Anfang an in der Kinderliteratur neue Maßstäbe setzte. Auch sie bieten Kunst in allen Facetten: Derb-Komödiantisches, Scherz, Satire, Ironie und poetischer Ernst. Sie fangen die Unvollkommenheit der Wirklichkeit ein, brechen sie vielfach und überwinden sie kraft dichterischer Phantasie – wie es Felix, der Tagedieb und Leberecht am schiefen Fenster stellvertretend vorführen. Es sind Kinderbücher zum Mitwachsen, ausnahmsweise und ausnahmslos auch für Erwachsene geeignet.

Jurybegründung

Peter Hacks‘ kinderliterarisches Schaffen zeichnet sich durch sprachliche Originalität und stilistische Brillanz aus. Seinen Reichtum gewinnt Hacks‘ Werk vor allem aus seinen vielfältigen Beziehungen zur literarischen Tradition, zu Märchen und Sagen, zu Stoffen und Motiven der antiken griechischen Literatur. (Prinz Telemach und sein Lehrer Mentor, Der Mann mit dem schwärzlichen Hintern). Hacks‘ Traditionsbewusstsein geht einher mit innovativen Impulsen, vor allem in der Kinderlyrik. Die Gedichtsammlung Der Flohmarkt gehört zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Hacks‘ literarisches Verfahren der Anspielung ist immer ironisch gebrochen und geprägt von Leichtigkeit und Eleganz. Den hohen Ton seiner mitunter antikisierenden Sprache durchkreuzt der Autor mit der umgangssprachlichen Nonchalance unserer Tage. Wie selten in der Literatur für junge Leser finden subtiler Sprachwitz (wie in der Geschichte des sich immer verwandelnden Mädchens Meta Morfoss), intertextuelle Bezüge und innerliterarische Reflexion aufs Erzählen (wie in Leberecht am schiefen Fenster) Eingang in Hacks‘ Texte. In ihrer Komplexität verweigert sich diese Literatur jedoch nie einer „naiven“ Lektüre: Die Figuren sind lebendig, die Geschichten verlockend. Junge und erwachsene, erfahrene und weniger erfahrene Leser kommen gleichermaßen auf ihre Kosten.

Darüber hinaus erlauben die Texte eine Vielzahl von Lesarten. Die längere Prosaarbeit Liebkind im Vogelnest lässt sich nicht nur als romantische Liebesgeschichte, phantastische Fabel und Variation über den biblischen Paradiesmythos verstehen, sondern auch als politische Ost-West-Parabel und allegorische Erzählung über Ordnung und Chaos.

Peter Hacks‘ Kinderliteratur verweigert sich konsequent sowohl in thematischer wie in sprachlicher Hinsicht modischen Trends. Auf fruchtbare und spielerische Weise nutzt sie die Vielfalt der Gattungen und Genres – Gedichte, Verserzählungen (Kathrinchen ging spazieren, Jules Ratte, Das musikalische Nashorn) finden sich ebenso wie Theaterstücke (König, Kaspar, Krokodil), Hörspiele, klassische Kunstmärchen (Der Schuhu und die fliegende Prinzessin), Rahmenerzählungen (Geschichten von Henriette und Onkel Titus), Romane und Bilderbuchgeschichten (Armer Ritter). Das Primat der Toleranz und der Gestus des Antiautoritären schwingen unauffällig mit.

Sonderpreisjury 1998
Dr. Elke Liebs
Dr. Gundel Mattenklott
Christoph Schmitz

Auszeichnung des Jugendliteraturpreises

Bücher

Bibliografie

1956 Das Windloch, Bertelsmann-Gütersloh (lieferbare Ausgabe: Middelhauve Verlag)

1962 Das Turmverlies, Geschichten von Henriette und Onkel Titus, Kinderbuch Verlag Berlin, vergriffen

1965 Der Flohmarkt, Kinderbuch Verlag Berlin, vergriffen, Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 1974

1966 Der Schuhu und die fliegende Prinzessin, Eulenspiegel Verlag, vergriffen

1972 Die Katze wäscht den Omnibus, Kinderbuch Verlag Berlin, vergriffen

1972 Der Bär auf dem Försterball, Middelhauve Verlag, Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 1973

1973 Kathrinchen ging spazieren, Middelhauve Verlag, Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 1974

1974 Die Sonne, Kinderbuch Verlag Berlin, vergriffen

1975 Meta Morfoss, Kinderbuch Verlag Berlin, Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 1976

1975 Das Pflaumenhuhn, Betz Verlag, vergriffen

1978 Das musikalische Nashorn, Kinderbuchverlag Berlin (lieferbare Ausgabe: Middelhauve Verlag)

1979 Leberecht am schiefen Fenster, Kinderbuchverlag Berlin (lieferbare Ausgabe: Middelhauve Verlag)

1979 Armer Ritter, Kinderbuchverlag Berlin (lieferbare Ausgabe: Klett Verlag)

1979 Geschichten von Henriette und Onkel Titus, Das Windloch, Kinderbuch Verlag Berlin,

(lieferbare Ausgabe: Middelhauve Verlag)

1981 Jules Ratte, KinderbuchVerlag Berlin, (lieferbare Ausgabe: Middelhauve Verlag)

1982 Der Mann mit dem schwärzlichen Hintern, Thienemann, vergriffen

1986 Onkel Mo, Kinderbuch Verlag Berlin, vergriffen

1986 Kinderkurzweil, Kinderbuch Verlag Berlin, vergriffen

1986 Liebkind im Vogelnest, Verlag Neues Leben

1997 Prinz Telemach und sein Lehrer Mentor, Eulenspiegel Verlag, nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 1998

1997 König, Kasper, Krokodil, Eulenspiegel Verlag

1998 Der Hof zieht um, Eulenspiegel Verlag

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