Klaus Kordon

Personenfoto: Klaus Kordon
wurde 1943 im Berliner Nordosten geboren und wuchs dort im Prenzlauer Berg auf. Sein Vater starb im Krieg, seine Mutter erzog ihn und seine Brüder allein. Nach dem Tod der Mutter 1956 lebte Klaus Kordon in verschiedenen Jugendheimen. Im Anschluss an seine Schulzeit versuchte er sich in mehreren Berufen, u.a. als Transport- und Lagerarbeiter. An der Abendschule holte er das Abitur nach und studierte Volkswirtschaft. In den folgenden Jahren arbeitete er als Exportkaufmann im Außenhandel der DDR. Zahlreiche Reisen führten ihn beruflich nach Afrika und Asien, insbesondere nach Indien. Während dieser Zeit sammelte Klaus Kordon viele Erfahrungen, die er später in seinen Kinder- und Jugendromanen verarbeitete. Der Plan, mit seiner Familie 1972 über Bulgarien aus der DDR zu fliehen, scheiterte und Klaus Kordon und seine Frau kamen in politische Haft. Nach einjähriger Haftzeit wurden sie 1973 von der Bundesrepublik Deutschland „freigekauft“ und konnten in den Westen Deutschlands ausreisen. Klaus Kordon lebte mit seiner Frau und den beiden Kindern, die erst ein Jahr später die DDR verlassen durften, zunächst in der Nähe von Frankfurt am Main. Seit 1988 wohnt die Familie wieder in Berlin.
Seit 1980 widmet sich Klaus Kordon hauptberuflich dem Schreiben. Viele seiner Werke wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und mit namhaften nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

 

Jurybegründung

Biologie
Dieser Baum ist knorrig,
weil er alt ist.
Er ist verzweigt,
weil er viel erlebt hat.
Er ist nicht schön,
aber in seinen Zweigen
ist ein Nest

(Klaus Kordon)[1] 


Was hat dieses Gedicht von Klaus Kordon mit seinem Leben und Werk zu tun?

Klaus Kordons Werk ist knorrig. Der Autor, 1943 in Berlin geboren, hat Eigensinn. Er war und ist Querdenker – mit seiner Distanz zur DDR wie mit seinem kritischen Blick auf Entwicklungen in der Bundesrepublik. Heinrich Mann hat er gelesen, geschätzt und verteidigt. Sein „Krokodil im Nacken“, wie er sein Gewissen im gleichnamigen Roman nennt, bewahrte ihn davor, ein Untertan wie Diederich Heßling zu werden. Für Krokodil im Nacken zeichnete ihn 2003 die erste Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis aus. 1995 erhielt er bereits den Deutschen Jugendliteraturpreis für seine außerordentlich überzeugende Biografie Die Zeit ist kaputt über Erich Kästner, einen anderen Querdenker. Sechs weitere Bücher des Autors waren seit 1979 auf der Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises. Er wurde mit diversen Literaturpreisen im In- und Ausland ausgezeichnet. 2013 verlieh ihm Bundespräsident Joachim Gauck das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit der Begründung, dass Kordon sich in seinem Werk stets für ein „humanes Miteinander“ einsetze.

Das umfangreiche Werk Klaus Kordons steht im engen Zusammenhang mit seiner eigenen Lebensgeschichte. Sein Vater starb im Zweiten Weltkrieg, seine Mutter als er 13 Jahre alt war. Er wuchs in Kinder- und Jugendheimen der DDR auf. Seine Heimat war und ist Berlin. Als Exportkaufmann lernte er auf Dienstreisen verschiedene Länder der Welt kennen – ein Privileg für einen DDR-Bürger. Doch die wachsende Unzufriedenheit über Einschränkungen demokratischer Rechte führte letztlich zu dem Versuch, mit seiner Familie die DDR zu verlassen. Dies endete mit der Inhaftierung im Staatssicherheitsgefängnis in Berlin. Über diese Zeit berichtet Klaus Kordon in seinem Roman Krokodil im Nacken. Nach dem Freikauf durch die Bundesrepublik widmete er sich seit 1980 hauptberuflich dem Schreiben. Ein Glück für die deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur!

Mehr als 90 Kinder- und Jugendbücher hat Klaus Kordon geschrieben, viele wurden in andere Sprachen übersetzt. Einige haben den Weg in die Schulen als Klassenlektüre gefunden. Er erzählt Geschichten für Menschen jeden Alters. Diese spielen häufig in Berlin, aber auch auf anderen Kontinenten. Mit seinen Romanen baut Klaus Kordon literarische Brücken in andere Welten. Hervorzuheben sind dabei seine einzigartigen historischen Romane, die komplizierte geschichtliche Zusammenhänge verständlich machen. Ihre besondere Qualität besteht darin, dass die Fakten akribisch recherchiert sind und der Autor aus der Perspektive der unmittelbar betroffenen Zeitgenossen erzählt. So wird den Leserinnen und Lesern einerseits deutlich, welchen Einfluss politische Umstände auf Lebensläufe haben, und andererseits werden sie herausgefordert, für ihr eigenes Leben Entscheidungen zu treffen und es bewusst zu gestalten. Klaus Kordon gelingt es, eindrucksvoll deutlich zu machen, wie schwierig der Weg zur Demokratie ist, die ohne Freiheit nicht möglich erscheint. Dieses hohe Gut zu verteidigen und zu bewahren liegt dem Autor am Herzen. Und es lag auch jenen am Herzen, die vor 60 Jahren den Deutschen Jugendliteraturpreis ins Leben gerufen haben.

Immer erzählt Klaus Kordon von Problemen und Konflikten in einer Welt voller Widersprüche. Manchmal scheinen die Probleme klein, aber er mutet seinen Leserinnen und Lesern auch Beschreibungen von Krieg, Not, Unterdrückung und Tod zu. Er sagt: „Ich schreibe, weil mich das Leben interessiert – und das ist nun mal keine problemfreie Zone“. (Werkstattbuch, S. 23)

Doch er zeigt in seinen Büchern auch, dass es Geborgenheit gibt, Freundschaft und Liebe, die helfen, einen Weg aus der Not zu finden. Er nimmt seine Leserinnen und Leser ernst und begleitet sie bei ihrem Nachdenken darüber, wie die Welt eine friedliche und gerechte werden kann und wie sie ihren eigenen Weg in dieser Welt gehen können. Dies gelingt ihm dadurch, dass er eine Sprache findet, die die Leserin und den Leser sowohl neugierig macht auf Fakten, die zum Verständnis historischer Zusammenhänge nötig sind, wie auf die Gefühle der Frauen, Männer und Kinder, deren persönliche Schicksale immer im Mittelpunkt des Geschehens stehen.

Wir ehren Klaus Kordon als einen außergewöhnlichen Autor, einen mit Haltung, einen, der seinen Standpunkt immer wieder hinterfragt und neu bestimmt.

Wir gratulieren Klaus Kordon ganz herzlich zum Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises 2016 für sein Gesamtwerk und freuen uns auf weitere Bücher von ihm!
 
Sonderpreisjury 2016
Kathrin Buchmann
Irene Hoppe
Regina Pantos (Vorsitzende)
 
 
[1] Gelberg, Hans-Joachim (Hrsg.): Überall und neben dir. Gedichte für Kinder. Weinheim: Beltz & Gelberg 1986. S. 110.
Auszeichnung des Jugendliteraturpreises

Bücher

Bibliografie

1848. Die Geschichte von Jette und Frieder. Weinheim: Beltz & Gelberg 1997.
Der Adler Arkabar. Illustriert von Julian Jusim. München: Ellermann 1996.
Alicia geht in die Stadt. Geschichten vom überleben. Berlin: München: Klopp 1992.
Am 4. Advent morgens um vier. Ravensburg: Maier 1990.
Annapurna. Meine Mutter ist eine Göttin. München: dtv 1989.
Auf der Sonnenseite. Weinheim: Beltz & Gelberg 2009.
Brausepulver. Geschichten aus den 50er Jahren. Reinbek: Rowohlt 1991.
Brüder wie Freunde. Weinheim: Beltz & Gelberg 1978.
Das ist Harry. Weinheim: Beltz & Gelberg 1992.
Diktatur. Wie war es, als ..: was wäre, wenn... Ravensburg: Maier 1983.
Der einarmige Boxer. Eine Liebesgeschichte. Weinheim: Beltz & Gelberg 2016.
Die Einbahnstrasse. Stuttgart: Spectrum 1979.
Einer wie Frank. Weinheim: Beltz & Gelberg 1982.
Der erste Frühling. Weinheim: Beltz & Gelberg 1993.
Es war einmal in Usambara. Bindlach: Loewe 1990.
Felix kommt. Hamburg: Ellermann 2000.
Die Flaschenpost. Ravensburg: Maier 1988.
Frank guck in die Luft. Weinheim: Beltz & Gelberg 1986.
Frank oder wie man Freunde findet. Roman in drei Teilen. Weinheim: Beltz & Gelberg 1999.
Ein Freund für Löwe Boltan. Illustriert von Pieter Kunstreich. Ravensburg: Ravensburger 1994.
Fünf Euro für die Hexe. Würzburg: Arena 2004.
Fünf Finger hat die Hand. Weinheim: Beltz & Gelberg 2006.
Das Fünfmarkstück. Würzburg: Arena 1985.
Der goldene Ritter. Stuttgart: Thienemann 1996.
Der große Fisch Tin Lin. Illustriert von The Tjong-Khing. Ravensburg: Maier 1990.
Hände hoch, Tschibaba! Geschichten von damals und heute. Berlin: Klopp 1985.
Henner oder 10 Tage wie ein Jahr. Stuttgart: Spectrum 1978.
Herr Lackmann geht ins Kino. Weinheim: Beltz & Gelberg 2008.
Hundert Jahre und ein Sommer. Weinheim: Beltz & Gelberg 1999.
Ich bin ein Geschichtenerzähler. Weinheim: Beltz & Gelberg 1988.
Ich möchte eine Möwe sein. Weinheim: Beltz & Gelberg 1989.
Im Spinnennetz. Die Geschichte von David und Anna. Weinheim: Beltz & Gelberg 2010.
Im tiefen, tiefen Grün. Illustriert von Uwe Klindworth. Ravensburg: Maier 1991.
Jetzt kommt Paula! Weinheim: Beltz & Gelberg 2015.
Jinbal von den Inseln. Weinheim: Beltz & Gelberg 2006.
Joss oder der Preis der Freiheit. Weinheim: Beltz & Gelberg 2014.
Julians Bruder. Weinheim: Beltz & Gelberg 2004.
Der Käpt’n aus dem 13. Stock. Hamburg: Dressler 1988.
Das Karussell. Weinheim: Beltz & Gelberg 2012.
Kiko. Weinheim: Beltz & Gelberg 2011.
Der Kleine, der Riese und der Großriese. Illustriert von Marie-José Sacré. Zürich: Bohem Press 1991.
Der kleine graue Spatz und seine Freunde. Ravensburg: Maier 1987.
Knuddel und Eddi. Illustriert von Ursula Kirchberg. Stuttgart: Herold 1985.
Komm, alter Tom! Bindlach: Loewe 1988.
Krokodil im Nacken. Weinheim: Beltz & Gelberg 2002.
Leselöwen-Opageschichten. Illustriert von Annette Swoboda. Bindlach: Loewe 1995.
Der liebe Herr Gott oder der Postskandal von Tippelrode. Würzburg: Arena 1987.
Lina vom Ziegenberg. Weinheim: Beltz & Gelberg 2015.
Die Lisa. Ein Leben. Illustriert von Peter Schimmel. München: Ars-Edition 1991.
Lütt Luftballon und der schwarze Teufel aus dem Moor. München: Klopp 1996.
Lütt Luftballon und der Weihnachtshund. München: Klopp 1998.
Lütt Luftballon und die große Mitternachtsbeschwörung. München: Klopp 1994.
Das Mädchen Eisenstein und der Rabe Fritz. München: Oldenbourg 1993.
Maltes Großvater wohnt am Meer. Bindlach: Loewe 1989.
Marius und der Feuergeist. Illustriert von The Tjong-Khing. Ravensburg: Maier 1993.
Marija im Baum. Weinheim: Beltz & Gelberg 2014.
Maxe allein in der Stadt und andere lustig-nachdenkliche Geschichten in Versen. Stuttgart: Herold 1982.
Mein Freund Ringo. München: Ellermann 1998.
Der Menschenfresser. Geschichten vom Mut. Stuttgart: Spectrum 1988.
Mit dem Rücken zur Wand. Weinheim: Beltz & Gelberg 1990.
Möllmannstrasse 48. Stuttgart: Spectrum 1978.
Monsun oder der weiße Tiger. Weinheim: Beltz & Gelberg 1980.
Mottha und Bawani. Eine Geschichte aus Indien. Weinheim: Beltz & Gelberg 1986.
Murras Rache. Geschichten vom überleben. Reinbek: Rowohlt 1997.
Noch sind wir wenige. Baden-Baden: Signal 1989.
Eine Oma für Till. Würzburg: Arena 1985.
Paula Kussmaul lässt nicht locker. Weinheim: Beltz & Gelberg 2001.
Paula Kussmaul tief im Schnee. Weinheim: Beltz & Gelberg 2005.
Paula Kussmaul und Kater Knutschfleck. Weinheim: Beltz & Gelberg 2003.
Paule Glück. Das Jahrhundert in Geschichten. Weinheim: Beltz & Gelberg 1999.
Piratensohn. Weinheim: Beltz & Gelberg 200.
Die Reise zur Wunderinsel. Weinheim: Beltz & Gelberg 1983.
Ein richtiger Indianer. Berlin: Klopp 1989.
Der Ritter im Sack. Alte Märchen, Sagen und Schwänke. Berlin: Klopp 1987.
Robinson, Mittwoch und Julchen. Ravensburg: Maier 1991.
Die roten Matrosen oder ein vergessener Winter. Weinheim: Beltz & Gelberg 1984.
Schon wieder Michi! Würzburg: Arena 2008.
Schwarzer Riese, fünfter Stock. Weinheim: Beltz & Gelberg 1979.
Die Stadt der Diebe. Weinheim: Beltz & Gelberg 2001.
Eine Stadt voller Bäume: Stuttgart: Spectrum 1980.
Tadaki. Hamburg: Dressler 1977.
Tage wie Jahre. Weinheim: Beltz & Gelberg 1989.
Die tausendundzweite Nacht und der Tag danach. Würzburg: Arena 1985.
Till auf der Zille. Würzburg: Arena 1983.
Ein Trümmersommer. Weinheim: Beltz & Gelberg 1982.
Die Wartehalle. Würzburg: Arena 1983.
Der Weg nach Bandung: Tadakis Geschichte. Hamburg: Dressler 1989.
Wie Spucke im Sand. Weinheim: Beltz & Gelberg 1987.
Willst du fliegen? Stuttgart: Spectrum 1981.
Wir haben halt einfach zugepackt. Mit Volldampf ins Wirtschaftswunder. Ravensburg: Maier 1983.
Die Zeit ist kaputt. Die Lebensgeschichte des Erich Kästner. Weinheim: Beltz & Gelberg 1994.
Zugvögel oder irgendwo im Norden. Stuttgart: Spectrum 1983.
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