Cover: Wenn das Glück kommt, muß man ihm einen Stuhl hinstellen 9783407796426

Wenn das Glück kommt, muß man ihm einen Stuhl hinstellen


Beltz & Gelberg
ISBN: 978-3-407-79642-6
0,00 € (D)
Originalsprache: Deutsch
Preisträger 1995, Kategorie: Kinderbuch
Preisträger Kinderbuch

Jurybegründung

Für die 12-jährige Halinka wird ihr Leben im Kinderheim nur erträglich, wenn sie an ihre Tante Lou denkt und sich in ihr Geheimversteck im Kofferspeicher flüchtet. Dann versinkt sie mit Huckleberry Finn und ihrem Tagebuch in eine Traum- und Wunschwelt. Um sich trotz ihrer Isolation im schwierigen Heimalltag zu behaupten, schreibt sie in dieses Tagebuch kleine Alltagsweisheiten von Tante Lou. Diese Sprüche geben ihr seelischen Halt, gleichzeitig versteckt sie ihre Gefühle. Die Heimkinder, die selbst...

keine oder schlechte Mütter haben, sollen für das „Müttergenesungswerk" sammeln. Meisterhaft spiegelt Mirjam Pressler in dieser Szene die soziale Außenseitersituation der Mädchen und schildert gleichzeitig die Gesellschaft der Bundesrepublik Anfang der 50er Jahre. Im weiteren Verlauf der Erzählung lässt sie ihre Heldin das Glück auf eine sehr ungewöhnliche Art und gleich mehrmals finden. Sie kann es nicht länger ertragen, dass die stille Rena von der gemeinen Elisabeth gequält wird. Sie prügelt sich für sie, lebt damit zum erstenmal ihre Aggressionen aus und gewinnt eine Freundin, die sie aus ihrer Isolation befreit und ihr hilft, die Lebensbedingungen im Heim zu ertragen. Als erfolgreichste Sammlerin für das „Müttergenesungswerk" gewinnt sie einen Ausflug in den Schloßpark und steht dort fassungslos vor der Ebenmäßigkeit der Marmorskulpturen. "Plötzlich weiß ich es: Verglichen mit den nützlichen Dingen ist Schönheit etwas Überflüssiges. Aber etwas, was man trotzdem unbedingt braucht. Ich jedenfalls werde es immer brauchen, das weiß ich in diesem Moment genau". Sie hilft dem Glück aber auch nach, „stellt ihm einen Stuhl hin", als sie die Sammelbüchse heimlich knackt und sich Geld herausnimmt, um Tante Lou zu besuchen. Und gar nicht im Sinne einer gängigen Moral, wird sie dafür auch noch belohnt. Realität im Kinderbuch bekommt hier eine neue Bedeutung. Die Ich-Erzählerin beschreibt den Heimalltag in einer dialogreichen, sehr einfühlsamen, plastischen Sprache, aus der Sicht der Außenseiterin.

Für die 12-jährige Halinka wird ihr Leben im Kinderheim nur erträglich, wenn sie an ihre Tante Lou denkt und sich in ihr Geheimversteck im Kofferspeicher flüchtet. Dann versinkt sie mit Huckleberry Finn und ihrem Tagebuch in eine Traum- und Wunschwelt. Um sich trotz ihrer Isolation im schwierigen Heimalltag zu behaupten, schreibt sie in dieses Tagebuch kleine Alltagsweisheiten von Tante Lou. Diese Sprüche geben ihr seelischen Halt, gleichzeitig versteckt sie ihre Gefühle. Die Heimkinder, die selbst keine oder schlechte Mütter haben, sollen für das „Müttergenesungswerk" sammeln. Meisterhaft spiegelt Mirjam Pressler in dieser Szene die soziale Außenseitersituation der Mädchen und schildert gleichzeitig die Gesellschaft der Bundesrepublik Anfang der 50er Jahre. Im weiteren Verlauf der Erzählung lässt sie ihre Heldin das Glück auf eine sehr ungewöhnliche Art und gleich mehrmals finden. Sie kann es nicht länger ertragen, dass die stille Rena von der gemeinen Elisabeth gequält wird. Sie prügelt sich für sie, lebt damit zum erstenmal ihre Aggressionen aus und gewinnt eine Freundin, die sie aus ihrer Isolation befreit und ihr hilft, die Lebensbedingungen im Heim zu ertragen. Als erfolgreichste Sammlerin für das „Müttergenesungswerk" gewinnt sie einen Ausflug in den Schloßpark und steht dort fassungslos vor der Ebenmäßigkeit der Marmorskulpturen. "Plötzlich weiß ich es: Verglichen mit den nützlichen Dingen ist Schönheit etwas Überflüssiges. Aber etwas, was man trotzdem unbedingt braucht. Ich jedenfalls werde es immer brauchen, das weiß ich in diesem Moment genau". Sie hilft dem Glück aber auch nach, „stellt ihm einen Stuhl hin", als sie die Sammelbüchse heimlich knackt und sich Geld herausnimmt, um Tante Lou zu besuchen. Und gar nicht im Sinne einer gängigen Moral, wird sie dafür auch noch belohnt. Realität im Kinderbuch bekommt hier eine neue Bedeutung. Die Ich-Erzählerin beschreibt den Heimalltag in einer dialogreichen, sehr einfühlsamen, plastischen Sprache, aus der Sicht der Außenseiterin.

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Personen

Autorin

1940 in Darmstadt geboren, studierte Malerei an der Akademie für Bildende Künste in Frankfurt und Sprachen in München und lebte für ein Jahr in einem Kibbuz in Israel. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat heiratete sie und bekam drei Töchter, die sie nach der Scheidung von ihrem ersten Mann alleine großzog. Sie arbeitete in verschiedenen Jobs, unter anderem führte sie ihren eigenen Jeansladen. Schließlich begann sie als freie Autorin und Übersetzerin zu arbeiten. Heute lebt Mirjam Pressler in Landshut bei München.

Bereits für ihren ersten Jugendroman Bitterschokolade wurde sie 1980 mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Seitdem hat sie beinahe 50 Werke für Kinder und Jugendliche verfasst. 1995 erhielt sie für Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen den Deutschen Jugendliteraturpreis sowie den Züricher Kinderbuchpreis. Darauf folgten viele weitere, unter anderem die Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache (2001), der Deutsche Bücherpreis für Malka Mai (2002) und der Deutsche Bücherpreis für ihr literarisches Lebenswerk.

1983 bot man ihr die Bearbeitung einer Rohübersetzung aus dem Niederländischen an. Obwohl sie der Sprache, nach eigener Auskunft, bis dahin nicht mächtig gewesen war, machte sie sich mit dem Wörterbuch in der Hand an die Arbeit. Seitdem sie mit ihrer Übersetzung von Anton Quintanas Paviankönig 1985 auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis stand, sind viele weitere Auszeichnungen für ihre Übersetzertätigkeit hinzugekommen. 1986 und 1988 wurde sie als Übersetzerin zusammen mit den Autoren Els Pelgrom und Joke van der Leeuwen ausgezeichnet. 1991 stand sie sogar mit vier von ihr übersetzten Büchern auf der Nominierungsliste. Mirjam Pressler verstarb am 16. Januar 2019 im Alter von 78 Jahren.

 

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