Die Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien

Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien werden seit 2010, die Kranichsteiner Kinderliteratur-Stipendien seit 2021 jährlich vom Deutschen Literaturfonds und vom Arbeitskreis für Jugendliteratur vergeben. Sie gehen an Autor:innen von Kinder- und Jugendbüchern, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, sich aber bisher keine starke Marktposition erarbeiten konnten. Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ein nächstes Buchprojekt unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen verwirklichen zu können. Sowohl der Deutsche Literaturfonds als auch der AKJ möchten damit die aktuelle deutschsprachige Jugendliteratur fördern und unterstützen. Insgesamt haben bislang 34 deutschsprachige Autor:innen von den Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien mit einer Gesamtfördersumme von 480.000 Euro profitiert.
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Neuerungen anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Stipendien

2021 wurde die Anzahl der bewährten Stipendien erhöht. Analog zu den zwei Jugendliteratur-Stipendien wurden zwei zusätzliche Kinderliteratur-Stipendien etabliert. Alle Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und seit 2021 jeweils mit 18.000 Euro (bisher 12.000 Euro) dotiert. Jährlich stehen somit 72.000 Euro für die Förderung deutschsprachiger Autor:innen zur Verfügung.

 

Auswahlverfahren

Das Auswahlverfahren ist an den Deutschen Jugendliteraturpreis angebunden. Eine Bewerbung um ein Stipendium erfolgt automatisch durch die Einreichung eines deutschsprachigen Kinder- bzw. Jugendbuchs für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die Einreichfrist beginnt Anfang Juli und endet jährlich Ende September.

Alle deutschsprachigen Originalausgaben der Sparten Kinderbuch und Jugendbuch werden von einer unabhängigen Jury geprüft. Übersetzungen sowie Einreichungen in anderen Sparten finden keine Berücksichtigung. Ausschlaggebend für die Vergabe der Stipendien-Preise ist allein die literarische Qualität der zu prüfenden Kinder- und Jugendbücher. Die Entscheidung für die Stipendiat:innen fällt unabhängig davon, ob die Autor:innen für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind.


Jury 2023

Der Jury zu den Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2023 gehören an: Christine Knödler (Freie Journalistin), Prof. Dr. Iris Kruse (Vorsitzende der Kritikerjury 2023) und Ralf Schweikart (AKJ-Vorsitzender).
  
Informationen zum Deutschen Literaturfonds, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird, finden Sie unter www.deutscher-literaturfonds.de 

Gesprächsrunde mit Preisverleihung auf der Leipziger Buchmesse 2023

 

Zum ersten Mal verliehen der Deutsche Literaturfonds und der Arbeitskreis für Jugendliteratur die Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien am 28. April 2023 in einem eigenen Live-Format auf der Leipziger Buchmesse. Die sehr persönliche Gesprächsrunde mit Moderatorin Christine Knödler gab den Besucher:innen die Möglichkeit, die Stipendiat:innen und ihre Werke näher kennenzulernen.

Für alle, die nicht in Leipzig vor Ort sein konnten, gibt es nun die Möglichkeit, sich das nebenstehende Gesamtvideo zur Preisverleihung anzusehen.

Ein dazugehöriger kurzer Teaser bietet ergänzend hierzu einen schönen Einblick in die Veranstaltung und die Atmosphäre vor Ort.

Die Stipendiat:innen 2023

Die Gewinner:innen der diesjährigen Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien auf der Leipziger Buchmesse 2023: v.l.n.r. Josefine Sonneson, Chantal-Fleur Sandjon, Josephine Mark und Werner Rohner (© Stefan Hoyer / punctum)

 

Das Faltblatt mit allen Informationen zu den Stipendien, Preisträger:innen und den Begründungen der Jury können Sie hier herunterladen:

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Josephine Mark
© Volly Tanner / Kibitz Verlag

Josephine Mark

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendium 2023 für ihr Kinderbuch Trip mit Tropf (Kibitz)


Josephine Mark studierte Kultur- und Medienpädagogik in Merseburg und gestaltete parallel Plattencover, Plakate und Flyer für Bands sowie studentische Projekte. Für Trip mit Tropf wurde sie 2022 mit dem Max und Moritz-Preis ausgezeichnet.

2023_Cover Mark

Trip mit Tropf
Kibitz Verlag
ISBN: 978-3-948690-14-4
€ 20,00 (D)
192 Seiten


Jurybegründung

Manchmal reicht die minimale Verschiebung einer Linie – schon wird aus einer fragend gelüpften Augenbraue ein durchgehender Kummerbalken. Auch die Zeichen-Sprache der Ohren spricht Bände: MEHR

Kühn gereckt, waagrecht gestreckt, angelegt oder gehörnt bilden sie geballtes (Innen-)Leben ab. Um nichts weniger als das geht es: Erst rettet Kaninchen Wolf das Leben, dann hat Wolf den Nager samt Medikamentenplan und Tropf an der Hacke. Was Wolf nervt, ist Rumheulen. Dafür weiß er stets, wo’s lang geht. Das ist wichtig, denn Kaninchen ist sehr krank. Mit ungeheurem Witz und aberwitzigem Tempo rumpeln die beiden durch den Wald, mit „MRÖÖM“ und „WUUUSCH“ Berge runter, Landstraßen entlang, auf der Flucht vor durchgeknallten Jägern und Mitwölfen, durch Eis, Schnee, Tag und Nacht. Immer Richtung Hoffnung. Dabei spiegeln der Wechsel aus rasanten Panels und der Ruhe ganzseitiger Landschaftsbilder, das kluge, stimmungsvolle Farbkonzept und die laut-malerische Zuspitzungskraft des Comics das ganze Können von Josephine Mark. Zärtlich, unerschrocken und durch und durch ermutigend lässt sich das auf vielen Ebenen lesen, anschauen, hören, spüren. Ob als abgefahrene Roadstory, Kranken- und sowieso als Freundschaftsgeschichte: Trip mit Tropf ist ein Ereignis.

Werner Rohner
© Christoph Oeschger / Verlag Freies Geistesleben

Werner Rohner

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteraturstipendium 2023 für sein Kinderbuch Mehr als ein Wunsch. Eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln  (Freies Geistesleben)
 

Werner Rohner wurde 1975 in Zürich geboren, wo er, nach längeren Schreibaufenthalten in Rom, Langenthal und Los Angeles, derzeit als freier Schriftsteller lebt. Mehr als ein Wunsch ist sein erstes Kinderbuch.

2023_Cover Rohner

Mehr als ein Wunsch
Eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln

Verlag Freies Geistesleben
ISBN: 978-3-7725-3126-2
€ 18,00 (D)
233 Seiten

Jurybegründung

Eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln? Nur allzu leicht wandert ein solcher Titel als Saisonware auf den Weihnachtsbüchertisch und damit an einer ihm gebührenden Wahrnehmung vorbei.

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Werner Rohner nutzt den strengen Rahmen von erzählter Zeit und Adventskalendertürchenanzahl, um eine ganze Familiengeschichte aufzublättern. Tag für Tag rückt Heiligabend näher. Sunny ist damit beschäftigt, seinen viel zu langen Wunschzettel zu überdenken. Nur ein Wunsch, mehr ist nicht drin, hat Papa gesagt. Klar, eine Wetterfernbedienung wäre toll, aber nicht jeder Wunsch ist eben erfüllbar. Wie der nach Gesundheit für Mamma. Das hat vor zwei Jahren auch nicht funktioniert: Da ist sie gestorben. Aber das Leben geht weiter, trotz aller Trauer. Also muss Sunny wohl etwas nachhelfen, um zwischen der netten Postbotin und Papa etwas einzufädeln. Vielleicht sogar bis Heiligabend. Und dann ist da ja auch noch Oma, die neuerdings Schubladen beschriftet und Weihnachten mit ihnen feiern wird. Werner Rohner erzählt in ausgewogener Balance zwischen kindlichem Hoffen und Bangen. Eine gehörige Portion Realität ist dabei, und trotzdem entfaltet er daraus rührende wie überraschende Momente, in gelungenen Dialogen und klischeefrei am Happyend vorbei.

Chantal-Fleur Sandjon
© Shaheen Wacker / Thienemann Verlag

Chantal-Fleur Sandjon

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendium 2023 für ihr Jugendbuch Die Sonne, so strahlend und Schwarz (Thienemann)
 

Chantal-Fleur Sandjon lebt und schreibt in Berlin. Als afrodeutsche Autorin und Spoken-Word-Künstlerin gilt ihr Interesse besonders der vielschichtigen Darstellung Schwarzer Lebenswelten in Deutschland. Seit 2019 begleitet sie diskriminierungsbewusste Literaturprojekte.

2023_Cover Sandjon

Die Sonne, so strahlend und Schwarz
Thienemann Verlag
ISBN: 978-3-522-20286-0
€ 17,00 (D)
384 Seiten

Jurybegründung

Dies ist ein im Wortsinn außer-ordentlicher Roman: Die Sonne, so strahlend und Schwarz ist ein Versroman. Schon formal tanzt er aus der Reihe. Tanzt er? Was erzählt wird ist hart.MEHR

Es geht um Gewalt in der Familie, um Ausgrenzung, Rassismus, darum, im Stich gelassen zu werden und selbst loslassen zu müssen. Und es geht um die erste große Liebe. Dabei gilt genauso: Grenzen sind zum Überwinden da, Kunst und Leben gehen transgender, sie tanzen aus der Reihe. Auch Nova tanzt. Als Rollkunstläuferin weiß sie vor allem, was es heißt, zu fallen und wieder aufzustehen. Es ist eines der vielen sorgfältig gesetzten Motive, das Chantal-Fleur Sandjon der Turbo-Realität sprachschön entgegenhält. Dann stolpern Silben Zeilen hinauf wie Treppen, dann gehört sogar Schweigen zum souveränen Sound dazu, dann ergibt der Tanz der Worte den Tanz der Gefühle. Und umgekehrt. Dann sind die einzelnen Gedichte kunstvoll zu einem großen Ganzen komponiert. Politisch, poetisch, präzise ist diese Stimme neu, die Perspektive längst an der Zeit: Endlich ist Schwarz groß geschrieben. (Selbst-)Erkenntnis genauso. Das trifft, betrifft und macht betroffen. Es geht unter die Haut und zu Herzen. Und bleibt.

Josefine Sonneson
© Johanna Almeida Sonneson / Carlsen Verlag

Josefine Sonneson

Ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendium 2023 für ihr Jugendbuch Stolpertage (Carlsen)

Josefine Sonneson lebt in Hildesheim in einem Hausprojekt am Waldrand und ist ansonsten am liebsten in Italien. Nach einem Grundstudium der Philosophie studiert sie nun Literarisches Schreiben und Lektorieren. Stolpertage ist ihr Debüt.

2023_Cover Sonneson

Stolpertage
Carlsen Verlag
ISBN: 978-3-551-58462-5
€ 14,00 (D)
176 Seiten

Jurybegründung

Die Tage im Leben der 13-jährigen Jette sind zu „Stolpertagen“ geworden. Zu Tagen, an denen jeder Schritt Gefahr läuft, sich an Herumliegendem zu stoßen, einen ins Straucheln zu bringen. MEHR

Herumliegend sind einerseits Erinnerungen, Sehnsüchte, Sorgen, Zweifel und Ängste. Andererseits liegen der Protagonistin auch ganz gegenständlich Relikte ihrer eben vergangenen Kindheit im Weg. Zusammen mit den überall in der Wohnung verstreuten Umzugskartons machen sie Jette unausweichlich klar, dass ihr Leben sich wandelt. Weil ihre Eltern sich getrennt haben, steht der Umzug aus dem Familienhaus bevor. Die Mutter hat einen neuen Freund. Der Vater wird schmerzlich vermisst. Die ältere Schwester macht Abitur. Die Entfremdung von der einst besten Freundin Walli tut weh. Zu den ohnehin schon viel zu vielen Abschieden in Jettes Leben kommt ein weiterer hinzu, den zu begreifen sie die meiste Kraft kostet. Zugleich aber binden sich an den Tod des geliebten Großvaters Ideen davon, wie das Leben trotz seiner Schnelligkeit und des stetig fließenden Verlusts dennoch lebbar sein kann. Josefine Sonnesons junge Ich-Erzählerin ist eine sensible Beobachterin ihrer Welt und ihrer selbst mitten darin. Kraftvoll und klar findet sie Worte für schwer Begreifbares und mit diesen ihren Weg.

Bisherige Stipendiat:innen

Jubiläumsvideo

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