Cover: Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße 9783715203638

Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße

Nele Maar (Text),
Verena Ballhaus (Illustration)


Modus Vivendi
ISBN: 978-3-7152-0363-8
0,00 € (D)
Originalsprache: Deutsch
Preisträger 1989, Kategorie: Bilderbuch
Ab 5 Jahren
Preisträger Bilderbuch

Jurybegründung

Bern hat zwei Bären, Bobo und Dodo, mit denen er gerne spielt. Meist sind die Bären Vater und Mutter. Sie vertragen sich gut, machen zum Beispiel den Abwasch miteinander und singen dabei. Aber immer häufiger kommt es vor, dass Bobo und Dodo Streit haben, sich anschreien und Spielzeug gegen die Tür werden. Als Bern schließlich zwei zu Hause hat – seine Eltern haben sich getrennt – nimmt er Dodo mit zu Papa in die Heinrichstraße und Bobo bleibt bei Mama....

„Dann habe ich Dodo in meinem einen Bett und Bobo in meinem anderen“, sagt Bernd.
Die Bärengeschichte spiegelt die Beziehungsgeschichte von Eltern, die sich nicht mehr vertragen. Das Kind, am Anfang ratlos und allein gelassen, setzt seine Wünsche, seine Ängste und Aggressionen um in das Figurendrama des Rollenspiels. Am Ende steht die Rückführung des Spiels in die Realität, mit der das Kind beginnt, Leben zu lernen. Die Eltern haben sich getrennt. Das Bilderbuch verknüpft die beiden Erzählebenen auf so phantasievolle Art, dass das Spielgeschehen zum wesentlichen Darstellungselement der psychischen Befindlichkeiten, des Krisenerlebnisses und der Handlungsmöglichkeiten der Hauptfigur wird. Auf diese Weise können viele Worte über Gefühle vermieden werden, sie werden sichtbar gemacht. So wird verständlich, welche Katastrophe eine Trennung der Eltern für Kinder bedeutet. Die Bilder vermeiden jedes Pathos. Sie zeigen das Wesentliche der Situation in oft überraschender Prägnanz: Die Hilflosigkeit des auf dem Boden hockenden, kofferpackenden Vaters, die erschreckende Leere der halb ausgeräumten Wohnung, die unendlich lange Treppe zwischen dem Vater, der das Kind nach Hause bringt, und der Mutter, die es oben an der Wohnungstür erwartet. Der Zeichenstil ist eine Mischung aus Cartoon und Realismus. Manche Szenen sind narrativ, manche symbolisch, mitunter gibt es Spuren und Verweise, die den Zeichenwert des Dargestellten sinnfällig machen. Die Perspektive wechselt: Sie ist sowohl die Sicht des betroffenen Jungen, als auch die des überschauenden, auf Distanz bleibenden Betrachters. So gelingt es, eine sehr komplexe Bild-Erzählweise zu nutzen. Der Betrachter ist aktiv beteiligt, ohne gefangen zu sein.
Die Geschichte ist inhaltlich bedeutsam – nicht nur für die immer größere Zahl von Kindern, die in Ein-Eltern-Familien heranwachsen. Dabei ist wohltuend, dass jede Schuldzuweisung, jedes Moralisieren vermieden werden. Dennoch wird die Problematik nicht bagatellisiert. Die Leiden sind echt, aber – wie im Alltag – nicht beherrschend. Details, auch witzige Einfälle wie zum Beispiel die visuelle Charakterisierung der Eltern oder ihre Verdoppelung in dem bärigen Paar, erfüllen den Unterhaltungsanspruch der Bilderbuchleser und ermöglichen gleichzeitig ernsthaftes Sehen und Erfahren. Dazu trägt nicht zuletzt die Tatsache bei, dass die Geschichte zwar inhaltlich realitätsbezogen ist, die visuelle Darstellung aber Wirklichkeit mit Bildphantasie spielerisch mischt und damit die Verarbeitungs- und Distanzierungsmöglichkeiten anbietet. (Ab 5)
 

Bern hat zwei Bären, Bobo und Dodo, mit denen er gerne spielt. Meist sind die Bären Vater und Mutter. Sie vertragen sich gut, machen zum Beispiel den Abwasch miteinander und singen dabei. Aber immer häufiger kommt es vor, dass Bobo und Dodo Streit haben, sich anschreien und Spielzeug gegen die Tür werden. Als Bern schließlich zwei zu Hause hat – seine Eltern haben sich getrennt – nimmt er Dodo mit zu Papa in die Heinrichstraße und Bobo bleibt bei Mama. „Dann habe ich Dodo in meinem einen Bett und Bobo in meinem anderen“, sagt Bernd.
Die Bärengeschichte spiegelt die Beziehungsgeschichte von Eltern, die sich nicht mehr vertragen. Das Kind, am Anfang ratlos und allein gelassen, setzt seine Wünsche, seine Ängste und Aggressionen um in das Figurendrama des Rollenspiels. Am Ende steht die Rückführung des Spiels in die Realität, mit der das Kind beginnt, Leben zu lernen. Die Eltern haben sich getrennt. Das Bilderbuch verknüpft die beiden Erzählebenen auf so phantasievolle Art, dass das Spielgeschehen zum wesentlichen Darstellungselement der psychischen Befindlichkeiten, des Krisenerlebnisses und der Handlungsmöglichkeiten der Hauptfigur wird. Auf diese Weise können viele Worte über Gefühle vermieden werden, sie werden sichtbar gemacht. So wird verständlich, welche Katastrophe eine Trennung der Eltern für Kinder bedeutet. Die Bilder vermeiden jedes Pathos. Sie zeigen das Wesentliche der Situation in oft überraschender Prägnanz: Die Hilflosigkeit des auf dem Boden hockenden, kofferpackenden Vaters, die erschreckende Leere der halb ausgeräumten Wohnung, die unendlich lange Treppe zwischen dem Vater, der das Kind nach Hause bringt, und der Mutter, die es oben an der Wohnungstür erwartet. Der Zeichenstil ist eine Mischung aus Cartoon und Realismus. Manche Szenen sind narrativ, manche symbolisch, mitunter gibt es Spuren und Verweise, die den Zeichenwert des Dargestellten sinnfällig machen. Die Perspektive wechselt: Sie ist sowohl die Sicht des betroffenen Jungen, als auch die des überschauenden, auf Distanz bleibenden Betrachters. So gelingt es, eine sehr komplexe Bild-Erzählweise zu nutzen. Der Betrachter ist aktiv beteiligt, ohne gefangen zu sein.
Die Geschichte ist inhaltlich bedeutsam – nicht nur für die immer größere Zahl von Kindern, die in Ein-Eltern-Familien heranwachsen. Dabei ist wohltuend, dass jede Schuldzuweisung, jedes Moralisieren vermieden werden. Dennoch wird die Problematik nicht bagatellisiert. Die Leiden sind echt, aber – wie im Alltag – nicht beherrschend. Details, auch witzige Einfälle wie zum Beispiel die visuelle Charakterisierung der Eltern oder ihre Verdoppelung in dem bärigen Paar, erfüllen den Unterhaltungsanspruch der Bilderbuchleser und ermöglichen gleichzeitig ernsthaftes Sehen und Erfahren. Dazu trägt nicht zuletzt die Tatsache bei, dass die Geschichte zwar inhaltlich realitätsbezogen ist, die visuelle Darstellung aber Wirklichkeit mit Bildphantasie spielerisch mischt und damit die Verarbeitungs- und Distanzierungsmöglichkeiten anbietet. (Ab 5)
 

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Personen

Illustratorin
geboren 1951, arbeitete nach ihrem Kunststudium in München zunächst als Bühnenbildnerin. Später begann sie, Bilder- und Kinderbücher zu illustrieren. Sie lebt in München.

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