Cover: Mutige Menschen 9783522301664

Mutige Menschen

Widerstand im Dritten Reich


Gabriel Verlag
ISBN: 978-3-522-30166-4
14,90 € (D)
Originalsprache: Deutsch
Preisträger 2010, Kategorie: Sachbuch
Ab 12 Jahren
Preisträger Sachbuch

Jurybegründung

 
Was ist ein mutiger Mensch? Dieser Frage geht Christian Nürnberger in zwölf, jeweils paarweise gegenübergestellten Porträts von Menschen im Widerstand nach. In jedem dieser biografischen Essays bezieht der Autor Stellung in einem sehr persönlichen und engagierten Ton, der auch den Leser dazu ermutigt und anleitet, ein eigenes Urteil zu fällen. Dabei gelingt es Nürnberger durch einen gekonnt schlichten, fast schon mündlichen Erzählduktus,...
eine Spannung aufzubauen, die vom ersten bis zum letzten Satz zu fesseln vermag. Die Qualität des Bandes entfaltet sich bereits im sehr persönlichen Vorwort, wenn Nürnberger die Ungeheuerlichkeit der historischen Ereignisse nicht nur benennt, sondern sich selbst, dem Nachgeborenen, die wohl zentrale Frage stellt: „Wie hätte ich mich verhalten?“
 
Jedes Porträt ist zusammen mit seinem Pendant zu lesen, denn es sind ganz unterschiedliche ideologische Hintergründe, die „mutige Menschen“ zum Handeln bewegen. So stellt Nürnberger beispielsweise mit Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller zwei Pfarrerleben vor oder schildert mit Janusz Korczak und Irena Sendler den Werdegang zweier Polen. Es ist Nürnbergers kluger Auswahl zu verdanken, dass keiner der extrem unterschiedlichen Lebensläufe sich für eine wohlfeile Identifikation anbietet. Aus dieser Lektüre kann niemand ein selbstzufriedenes „So hätte auch ich gehandelt“ ableiten. In jeweils vier Arbeitsschritten entfaltet Nürnberg die Personenbilder, die mit ihren unmittelbaren und direkten Einstiegen den Leser emotional berühren und ihn sogleich in den Text hineinziehen. In einem ersten Schritt erforscht Nürnberger das jeweilige Fundament, auf dem seiner Meinung nach das spätere Schicksal der Porträtierten fußt, nämlich auf der jeweiligen Herkunft. Einlässlich befasst Nürnberger sich mit dem Elternhaus eines jeden im Sinne eines Unterstützungssystems, lotet die sozialen und ideologischen Kontexte aus, in die jemand hineingeboren wird, und untersucht den Bildungsgang seiner Protagonisten. In einem zweiten Schritt arbeitet er heraus, welches die Glaubenssätze und Grundüberzeugungen der Porträtierten sind, und berichtet im dritten und vierten Schritt über deren Überzeugungen, aus denen schließlich die Handlungen resultieren. Im Querschnitt aller Biografien geht er dabei historisch zurück in die Epoche der deutschen Monarchie, beleuchtet ausführlich die Zeit der Diktatur und vermag durch die Darstellung von Zeitzeugen wie Willy Brandt oder Robert Havemann, bis in die jüngere politische Vergangenheit zu schauen, sei sie demokratisch oder sozialistisch ausgerichtet.
 
Wenn es wahr ist, dass jede Generation ihren eigenen Erzähler braucht, der die historischen Ereignisse in jeweils passender Perspektive zu berichten und aktuelle Fragen zu stellen versteht, dann hat die heutige junge Generation in Christian Nürnberger ihren Autor gefunden: Er erzählt genau, engagiert und sehr persönlich auf eine Weise, die die Urteilsbildung beim Leser nicht nur anregt, sondern auch einfordert.
 
Überzeugend ist auch die herausragende literarische Qualität der biografischen Erzählung, die sich in dem individuellen Zuschnitt der einzelnen Porträts und in einer sehr genauen und delikat formulierenden literarischen Sprache zeigt. Nürnbergers eindringliches Nachwort führt uns die Allgegenwart der Vergangenheit vor Augen, die jede Generation neu für sich auslegen muss. Mutige Menschen verbindet auf überzeugende Weise fundierte historische Informationen mit politischem Engagement auf sprachlich hohem Niveau.
 
Was ist ein mutiger Mensch? Dieser Frage geht Christian Nürnberger in zwölf, jeweils paarweise gegenübergestellten Porträts von Menschen im Widerstand nach. In jedem dieser biografischen Essays bezieht der Autor Stellung in einem sehr persönlichen und engagierten Ton, der auch den Leser dazu ermutigt und anleitet, ein eigenes Urteil zu fällen. Dabei gelingt es Nürnberger durch einen gekonnt schlichten, fast schon mündlichen Erzählduktus, eine Spannung aufzubauen, die vom ersten bis zum letzten Satz zu fesseln vermag. Die Qualität des Bandes entfaltet sich bereits im sehr persönlichen Vorwort, wenn Nürnberger die Ungeheuerlichkeit der historischen Ereignisse nicht nur benennt, sondern sich selbst, dem Nachgeborenen, die wohl zentrale Frage stellt: „Wie hätte ich mich verhalten?“
 
Jedes Porträt ist zusammen mit seinem Pendant zu lesen, denn es sind ganz unterschiedliche ideologische Hintergründe, die „mutige Menschen“ zum Handeln bewegen. So stellt Nürnberger beispielsweise mit Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller zwei Pfarrerleben vor oder schildert mit Janusz Korczak und Irena Sendler den Werdegang zweier Polen. Es ist Nürnbergers kluger Auswahl zu verdanken, dass keiner der extrem unterschiedlichen Lebensläufe sich für eine wohlfeile Identifikation anbietet. Aus dieser Lektüre kann niemand ein selbstzufriedenes „So hätte auch ich gehandelt“ ableiten. In jeweils vier Arbeitsschritten entfaltet Nürnberg die Personenbilder, die mit ihren unmittelbaren und direkten Einstiegen den Leser emotional berühren und ihn sogleich in den Text hineinziehen. In einem ersten Schritt erforscht Nürnberger das jeweilige Fundament, auf dem seiner Meinung nach das spätere Schicksal der Porträtierten fußt, nämlich auf der jeweiligen Herkunft. Einlässlich befasst Nürnberger sich mit dem Elternhaus eines jeden im Sinne eines Unterstützungssystems, lotet die sozialen und ideologischen Kontexte aus, in die jemand hineingeboren wird, und untersucht den Bildungsgang seiner Protagonisten. In einem zweiten Schritt arbeitet er heraus, welches die Glaubenssätze und Grundüberzeugungen der Porträtierten sind, und berichtet im dritten und vierten Schritt über deren Überzeugungen, aus denen schließlich die Handlungen resultieren. Im Querschnitt aller Biografien geht er dabei historisch zurück in die Epoche der deutschen Monarchie, beleuchtet ausführlich die Zeit der Diktatur und vermag durch die Darstellung von Zeitzeugen wie Willy Brandt oder Robert Havemann, bis in die jüngere politische Vergangenheit zu schauen, sei sie demokratisch oder sozialistisch ausgerichtet.
 
Wenn es wahr ist, dass jede Generation ihren eigenen Erzähler braucht, der die historischen Ereignisse in jeweils passender Perspektive zu berichten und aktuelle Fragen zu stellen versteht, dann hat die heutige junge Generation in Christian Nürnberger ihren Autor gefunden: Er erzählt genau, engagiert und sehr persönlich auf eine Weise, die die Urteilsbildung beim Leser nicht nur anregt, sondern auch einfordert.
 
Überzeugend ist auch die herausragende literarische Qualität der biografischen Erzählung, die sich in dem individuellen Zuschnitt der einzelnen Porträts und in einer sehr genauen und delikat formulierenden literarischen Sprache zeigt. Nürnbergers eindringliches Nachwort führt uns die Allgegenwart der Vergangenheit vor Augen, die jede Generation neu für sich auslegen muss. Mutige Menschen verbindet auf überzeugende Weise fundierte historische Informationen mit politischem Engagement auf sprachlich hohem Niveau.
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Personen

Autor
Jahrgang 1951, studierte Theologie und ist Journalist. Seit 1990 arbeitet er auch als freier Autor und wohnt mit seiner Familie in Mainz.
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