moodbar image © AKJ / Verena Hahnelt

Projektbeispiele

In der ersten Förderrunde von 2013 bis 2020 haben die Literanautinnen und Literanauten über 200 literarische Aktionen geplant und durchgeführt. Im Folgenden werden einige Projekte als Anregung für eigene Veranstaltungsideen vorgestellt. Einblicke zu laufenden Projekten gibt es auf dem Literanauten-Instagram-Kanal.

Einzelveranstaltungen

Die Einzelveranstaltung ist ein guter Start für neueinsteigende Leseclubs. Es können Lesungen, Lesenächte, literarische Spaziergänge, aber auch eintägige Workshops von den Jugendlichen für die Peergroup geplant werden. Das Format eignet sich auch als Auftakt für eine spätere Veranstaltungsreihe.

Literanauten_Projektbeispiele-ReadDate
© "Do it - read a book!"

ReadDate

Ein ReadDate ist eine moderne Form der Buchpräsentation. Wie bei einem "richtigen" Date treffen Menschen aufeinander, wobei es darum geht, nicht nur eine Person, sondern auch ihr Lieblingsbuch kennenzulernen. Die Präsentationsformen sind vielfältig, z.B. in Form eines szenischen Dialogs, eines Spiels oder Quiz, einer fingierten TV- oder Radioshow oder einer Zeitungskritik. Zur Entwicklung der verschiedenen Formate kann eine externe Honorarkraft hinzugezogen werden. So kann es gelingen, Nichtlesende mit Büchern vertraut zu machen.

Leseclub "Do it – read a book!" und Sekundarschule Wermelskirchen (Wermelskirchen, Nordrhein-Westfalen)MEHR

Merkmale des Projekts

  • Da Jugendliche die Bücher selbst präsentieren, entsteht Neugierde bei den Teilnehmenden
  • Die Stationen sehen einen Wechsel im fünfminütigen Rhythmus vor. Das Projekt ist somit sehr niedrigschwellig und erfordert keine lange Konzentrationsspanne
  • Durch die verschiedenen Präsentationsformen ist es abwechslungsreich
  • Aha-Erlebnis: Lesen muss nicht leise, einsam und anstrengend sein, sondern kann ein Gemeinschaftserlebnis sein
  • Im Anschluss erhalten alle Teilnehmenden ein Buchgeschenk oder die vorgestellten Bücher stehen in der Schulbibliothek zur vertiefenden Lektüre bereit

Diese Form der Buchvorstellung kann dazu dienen, Jugendliche zu einer Lesung oder Exkursion (z.B. zur Buchmesse) zu motivieren bzw. zu nachfolgenden gemeinsamen Workshops einzuladen.

Literanauten_Projektbeispiel-literarisches Geocoaching
© Patrick Reymann

Literarisches Geocaching

2084 – Noras Welt von Jostein Gaarder (Carl Hanser Verlag) dient als Vorlage für das Geocaching durch ein Waldstück. Die Jugendlichen folgen der literarischen Figur Nora und setzen sich dabei wie diese mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel auseinander.

Universität Frankfurt, Institut für Jugendbuchforschung und FEMA, Treffpunkt für Mädchen und Frauen (Frankfurt, Hessen)MEHR

Mittels einer literarischen Geocachingsuche wurden die Teilnehmenden an das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Jugenduch "2084 – Noras Welt“ (Carl Hanser Verlag) herangeführt. Im Vorfeld erstellten die Studierenden mit der Unterstützung des Vereins "Geocaching Rhein-Main" eine digitale Schnitzeljagd zum Buch und bereiteten die verschiedenen Stationen vor. Am Veranstaltungstag ergründeten die 13 Jugendlichen auf den Spuren der literarischen Figur Nora das Zusammenspiel von Fauna und Flora, die Dimensionen der Klimaerwärmung und die extremen Folgen für Mensch und Natur. Das Geocaching ging dabei auch auf die regionalen Besonderheiten ein, die direkt vor Ort zu sehen sind. Im Anschluss traf die Gruppe den Verleger Ulrich Störiko-Blume zum Gespräch. Hierbei entstand eine Diskussionsrunde über den Entstehungsprozess des Buches sowie über das Thema Nachhaltigkeit. Die Erfahrungen und Ergebnisse wurden im Anschluss auf Plakaten festgehalten.

Kompaktveranstaltungen

Kompaktveranstaltungen zeichnen sich durch die Möglichkeit einer intensiven Beschäftigung und Auseinandersetzung mit einem ausgewählten Thema aus. Die zwei- bis fünftägigen Projekte haben zumeist einen produktionsorientierten Schwerpunkt z.B. die Produktion eines Hörspiels oder Buchtrailers. Weitere Beispiele sind szenische Lesungen, Theaterprojekte, Schreibwerkstätten oder Street-Art.

Literanauten_Projektbeispiel-Zitate
© Wortwerkstatt Limburg

Zitate-Street-Art

Zitate von YouTubern, Zeilen aus Songtexten oder eigens von den Jugendlichen vorgeschlagene Texte dienen als Einstieg, um auf Jugendbücher und Klassiker hinzuführen. Die ausgewählten Zitate werden in der Gruppe diskutiert und die Bedeutsamsten ausgewählt, um sie auf einheitliche Stoffbanner zu übertragen. Die Zitate-Banner werden zum Abschluss an verschiedenen Orten in der Stadt präsentiert, um so die Äußerungen und Auseinandersetzung der Jugendlichen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen.

Wortwerkstatt Limburg und Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule Limburg (Limburg, Hessen)

MEHR

Der stark produktionsorientierte Ansatz ermöglichte einen sehr niedrigschwelligen Einstieg: Zu Beginn fertigten die Jugendlichen Schlüsselanhänger mit ihren Lieblings-Songzeilen, Sprüchen von YouTubern oder anderen Texten, die ihnen wichtig sind. Erst im nächsten Schritt gingen sie zu Jugendbüchern über, lasen erste Sätze oder wählten Textpassagen aus Büchern aus, die sie interessierten. Um dann zu diskutieren: Warum ist dieser Satz für mich bedeutsam? Was hat er in mir ausgelöst oder mit mir zu tun? Während des Programms besuchte die Gruppe zudem eine Buchhandlung und eine Bibliothek, um literarische Institutionen kennenzulernen und Hemmschwellen abzubauen. Zum Abschluss hängten die Teilnehmenden die Banner im Rahmen eines Literaturfests an ausgewählten Orten in der Stadt auf.

Das Projekt ermöglicht

  • die Auseinandersetzung mit Sprache und Literatur insbesondere im Hinblick auf ihre emotionale Funktion
  • die kulturelle Teilhabe und positive Wahrnehmung der Jugendlichen im öffentlichen Raum
  • literarische Anschlusskommunikation mit Passanten, öffentliche Aufmerksamkeit für Literatur und jugendliche Lebensthemen
  • Kontakt zu weiteren Buch-/Kulturinstitutionen
  • durch aktive Teilhabe verstärktes Interesse am Städtischen Literaturfestival und dessen Programm

Literanauten_Projektbeispiel-Klick!
© LesArt

Schreib- und Audiowerkstatt

In dem Jugendbuch Klick! (Carl Hanser Verlag) erzählen zehn Autorinnen und Autoren eine Geschichte. Die Jugendlichen des Leseclubs entwickeln verschiedene Methoden, um ihrer Peergroup die Mosaik-Geschichte rund um den Fotografen Gee praktisch zu veranschaulichen. Der szenisch-spielerische Einstieg dient als Grundlage zum Schreiben eigener kurzer Texte, die die Jugendlichen zum Abschluss der Veranstaltung mit Hilfe eines professionellen Produzenten in einem Tonstudio zu einer Collage einsprechen.

Lesartige 2.0 des Kinderliteraturzentrums Lesart und Evangelisches Johannesstift (Berlin, Berlin)MEHR

Die Lesartigen 2.0 kooperierten in diesem Bündnis mit dem ev. Johannesstift. Das Johannesstift ist eine diakonische Einrichtung in Berlin. Sie leistet Hilfe für Kinder, Jugendliche und ihre Familien, für Menschen mit Behinderung sowie für ältere Menschen. Teilhabe ermöglichen und Selbstständigkeit fördern – das sind zentrale Ziele des Stifts. Beide Bündnispartner übernahmen gemeinsam die Organisation der Kompaktveranstaltung, das ev. Johannesstift stellte den Kontakt und die Kommunikation zu den Jugendlichen in ihrer Einrichtung her, die Lesartigen 2.0 übernahmen die inhaltliche Ausgestaltung und Aufbereitung der Veranstaltung.

So entstand ein zweitägiger Workshop rund um das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Jugenduch "Klick!" (Carl Hanser Verlag). Eine Fotoausstellung, ausgewählte Textstellen, eine Standbild-Theaterperformance und ein passendes Buffet führten die Teilnehmenden des evangelischen Johannesstift an den Roman heran. Mit theaterpädagogischen Methoden und kreativem Schreibtraining entwickelten die Jugendlichen kurze Texte. Am zweiten Workshoptag wurden die Ergebnisse im Tonstudio unter der Leitung eines Produzenten zu einer Textcollage eingesprochen. An jedem Veranstaltungstag wurde eine der beiden Einrichtungen besucht – es fand also ein Besuch und Gegenbesuch statt, die den Erfahrungsraum der Jugendlichen erweiterten.

Veranstaltungsreihe

Hierunter fallen regelmäßige Angebote (Vorlesenachmittage, Buchbesprechungen, Produktionswerkstätten o.ä.). Während einer Aktionsreihe können die Kinder und Jugendlichen sich in ein Thema vertiefen und die unterschiedlichen Phasen eines Projekts durchlaufen.

Literanauten_Projektbeispiel-Vorlesen
© privat

Vorleseprojekt

Leseclubmitglieder im jugendlichen Lesealter besuchen einmal pro Woche eine Nachmittagsbetreuung in einer benachbarten Schule. Die Leseclubmitglieder betrachten mit den Jüngeren gemeinsam Bilderbücher, die sie selbst auswählen, lesen vor, spielen Gruppenspiele. Die Lesefähigkeiten und Deutschkenntnisse werden so spielerisch weiterentwickelt.

SAS Lesezeichen-Club der St. Angela Schule und benachbarte Nachmittagsbetreuung (Königstein, Hessen)

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Vorlesen ist eine zentrale Vermittlungsmethode der Literaturpädagogik und von grundlegender Bedeutung für die emotionale Haltung zur Literatur. Im Kompetenzbereich geht es beim Vorlesen neben der Sprach- und Leseförderung auch um die Schulung des Zuhörens.

Wichtig für diese Form der Vorleseprojekte sind

  • feste Kooperationen, z.B. mit einer Schule oder einer Nachmittagsbetreuung, die von den pädagogischen Fachkräften mit gefördert werden. Innerhalb einer Schule sind auch klassenübergreifende Vorleseprojekte möglich.
  • ein längerer Zeitrahmen von mindestens einem halben Jahr oder länger
  • Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit
  • intensive Betreuung: Meist kümmert sich ein Jugendlicher um ein bis zwei Leseneulinge, um sich ganz auf die Lesestufe des Kindes einstellen zu können.

Durch die enge Bindung entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen vorlesendem Jugendlichen und Leseneuling. Die Literanauten werden zu Lesevorbildern, die wegweisend sind für die literarische Sozialisation der Kinder.

Literanauten_Projektbeispiele-Videowerkstatt
© cg Leseclub / Von-Lerchenfeld-Schule

Videowerkstatt

Über das Hören und Sprechen hinweg setzen die teilnehmenden Jugendlichen einen Sehfilm in Gebärdensprache auf Grundlage der Kurzgeschichte von Finn-Ole Heinrich um. Das Ergebnis sehen sich alle Beteiligten gemeinsam in einem Kino an. Eine Lesung des Autors rundet das erfolgreiche Projekt ab.

cg Leseclub des Clavius Gymnasiums Bamberg und Von-Lerchenfeld-Schule, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Hören (Bamberg, Bayern)

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Projekte von und mit Literanauten bedeuten mitunter viel Vorbereitungszeit, allerlei Terminabsprachen und einige Einzelschritte, die aus der Reihe fallen. Insbesondere dann, wenn mit einer scheinbar fertigen Geschichte gearbeitet wird, welche in ein anderes Medium übersetzt wird. So erging es den Literanauten des cg Leseclub des Clavius Gymnasium und der Von-Lerchenfeld-Schule, die in einem mehrmonatigen Prozess eine Kurzgeschichte des preisgekrönten Autors Finn-Ole Heinrich in Gebärdensprache umsetzten. Die Teilnehmenden haben sich ein Konzept überlegt, bei dem es darum geht, die Kurzgeschichte "Kleineschwestersuppe" auf eine etwas andere Art und Weise zu erzählen. Die gefilmten Schülerinnen und Schüler verwenden ihre eigenen Gebärdenausdrücke, so dass eine neue Version der Geschichte erzählt wird.

So ist im Rahmen des Projekts ein "Hörbuch für Gehörlose" entstanden, sprich ein Sehvideo, ein Video, in dem Schüler:innen der Von-Lerchenfeld-Schule die Geschichte in Gebärdensprache spielerisch umsetzen. Zum Abschluss der gemeinsamen Literanautenreise wurde das Gesamtprojekt in einer gemeinsamen Veranstaltung in einem Kino vor Schülerinnen und Schülern beider Schulen präsentiert, die mit einer Lesung des Autors Finn-Ole Heinrich ihren Höhepunkt fand. Das Projekt wurde ausführlich mit verschiedenen Filmfassungen und einem Making-Off dokumentiert.

Literanauten_Projektbeispiele-Under Cover!
© privat

Krimi-Schreibwerkstatt

Ein Krimi-Workshop mit einem Kriminalautor gibt erste Einblicke in das Genre "Krimi“. Gemeinsam nehmen die Teilnehmenden einen realen, historischen Fall aus der Region unter die Lupe. In Schreibwerkstätten entsteht daraus eine an den realen Gegebenheiten angelehnte Geschichte mit Krimifaktor.

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg und Leseclub der Stadtbibliothek Ludwigsburg (Ludwigsburg, Baden-Württemberg)
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Was ist ein Krimi? - dieser Frage waren die Kinder des Leseclubs der Stadtbibliothek Ludwigsburg auf der Spur. Gemeinsam mit einem Kriminalautor nahmen sie den Lesestoff "Kriminalroman" unter die Lupe und erfuhren aus erster Hand, wie ein Autor beim Schreiben vorgeht. Auf Grundlage eines authentischen historischen Falls, der sich in Ludwigsburg im Jahre 1847 ereignet hat, wurden die Kinder zum Schreiben eigener Texte angeleitet. Sie beschäftigten sich mit Detektivgeschichten und Kinderkrimis, lernten Kenntnisse und Bausteine eines Kriminalromans kennen, besuchten das Staatsarchiv Ludwigsburg und Schauplätze des historischen Falls. Mit Unterstützung eines Schreibcoach verfassten sie eigene Texte, in denen die realen Begebenheiten mit der fiktionalen Welt verschmelzen.

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