Gudrun Penndorf

Personenfoto: Gudrun Penndorf

Die literarische Karriere der Diplom-Übersetzerin und Dolmetscherin Gudrun Penndorf (Jg. 1938) begann im Jahr 1968. Als der Egmont-Ehapa-Verlag nach einer Übersetzerin für die Asterix-Comics suchte, stellte sich Penndorf bei René Goscinny vor – und überzeugte von da an mit ihren stilprägenden Übersetzungen der Asterix-, Lucky-Luke- und Isnogud-Bände. 2020 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.

Jurybegründung

„Die spinnen, die Römer!“ – Wissen Sie, wem wir diesen Spruch, den vielleicht berühmtesten der Nachkriegsliteratur, verdanken? Sagen wir es so: Die richtige Antwort lautet weder „Obelix“ noch „René Goscinny“. Aus deren eher konventionellem „Ils sont fous, ces Romains“ hat erst Gudrun Penndorf, Goscinnys kongeniale deutsche Übersetzerin, diesen perfekten, fast schon lautmalerisch das energische Vogelzeigen nachahmenden Parallelismus gemacht. Im französischen Original geht da doch einiges verloren.

Gudrun Penndorfs phänomenale sprachschöpferische Leistung, insbesondere der Übertragungen von Asterix und Lucky Luke in den Jahren 1968 bis 1991, kann gar nicht genug gepriesen werden. Es sind nicht nur die ikonischen Übersetzungen von Begriffen und Sprüchen – auch ihre kreativen Umbenennungen des Comicpersonals, ihr akribischer Rechercheeifer, ihre treffenden Wortspiele sowie der geniale Umgang mit den diversen Sprachebenen ihrer Vorlagen setzen bis heute Maßstäbe für das Übersetzen – nicht nur von Comics.

Dass Gudrun Penndorfs Übersetzungen trotz alldem kaum als solche gewürdigt worden sind, lässt eine Lücke in der deutschen Literaturgeschichte klaffen. Eine Lücke, die wir mit diesem Preis nur zu gerne schließen. Denn selbstverständlich sind Comics Literatur. Und selbstverständlich gehört Gudrun Penndorf in die Reihe der bedeutendsten deutschsprachigen Übersetzerinnen und Übersetzer der Nachkriegszeit.

Auszeichnung des Jugendliteraturpreises

Bücher

Bibliografie

(Auswahl, alle Titel im Egmont Ehapa Verlag erschienen)

Lustiges Taschenbuch (ca. 200 Bände, 1966-1994)
Mit den Lustigen Taschenbüchern fing alles an. 1966 begann Gudrun Penndorf, für den Ehapa Verlag die berühmten Donald-Duck-Comics aus dem Italienischen ins Deutsche zu übertragen. Ihr erster Schritt in die übersetzerische Selbständigkeit führte sie somit direkt an die Seite der Grande Dame der deutschen Comic-übersetzungskunst, Erika Fuchs. „Kindchen, das schaffen Sie mit links“, ermutigte Fuchs die damals knapp dreißigjährige übersetzerin. Unter Fuchsʼ ägide erlernte Penndorf die Kunst der Onomatopöien und Inflektive – fast 200 Lustige Taschenbücher rund um Familie Duck, die Panzerknacker & Co. sollten folgen.

Asterix (29 Bände, 1968-1991)
1968 gelang es Penndorf, René Goscinny während eines Parisaufenthaltes davon zu überzeugen, dass sie die Richtige dafür war, seinen Asterix mit über den Rhein zu nehmen. In den folgenden 23 Jahren wurde sie zu seiner deutschen Stimme. Von Anfang an arbeitete sie daran, den Humor der eigenwilligen Gallier so ins Deutsche zu überführen, dass – ebenso wie im Original – alle Stilebenen zur Geltung kamen. Penndorfs kongeniale Kreativität, die Prägnanz ihrer Sprache („Die spinnen, die Römer!“), der Wortwitz, die ambitionierte Abbildung verschiedener Sprachen und Sprachebenen sowie die Ernsthaftig-keit, mit der sie jeder historischen und zeitgenössischen Referenz nachging, setzen bis heute Maßstäbe. Nicht zufällig bedürfen selbst die ältesten ihrer übersetzungen bis heute keiner Neufassung, sondern lesen sich so frisch und ungekünstelt wie vor 50 Jahren.

Isnogud (11 Bände, 1974-1994)
Obwohl Penndorf die Isnogud-Bände von Goscinny und Zeichner Jean Tabary als „Herzenskind“ bezeichnet hat, haben sie in Deutschland ein viel kleineres Publikum erreicht. Dabei halten die Bände um den „bitterbösen“ Großwesir Isnogud, der „Kalif anstelle des Kalifen“ werden will, geradezu aberwitzige Wortspielkaskaden bereit, die die deutsche übersetzerin immer wieder zu Höchstleistungen brachten.

Lucky Luke (ca. 60 Bände, 1977-1994)
Im Jahr 1977 fielen auch die Lizenzen für René Goscinnys dritte Erfolgsreihe Lucky Luke an den Egmont Ehapa Verlag (den einzigen Verlag, für den Gudrun Penndorf je literarisch tätig war). Die Erfahrungen, die sie bei Asterix und Isnogud gesammelt hatte, prädestinierten sie für dieses Projekt. Den verschmitzten Protagonisten, der „schneller zieht als sein Schatten“ lotste Penndorf mit höchster sprachlicher Sensibilität durch die multikulturelle Männerwelt des Wilden Westens.

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